Geschichtliches

Der Ort Wingreis (franz. Vingras) wird schon im 13. Jahrhundert erwähnt. Die Abtei Engelberg kaufte im Jahre 1235 Reben in Wingreis. Auch das Kloster Fraubrunnen wird seit 1344 als Rebenbesitzerin genannt. Wingreis gehörte zur Herrschaft Twann und gelangte mit dieser 1487 an Bern.

Aus dem 16. Jahrhundert sind Herren zu Wingreis aus den stadtbernischen Familien Schütz, Zeender und Sager bekannt. Seit 1587 ist Hans Rudolf Sager, nachmaliger Schultheiss von Bern, Alleineigentümer. Die Anfänge des Rebhauses Wingreis dürften auf ihn zurückgehen. Nach seinem Tod 1623 fällt der Besitz an seine Tochter Maria und ihren Ehemann Johann Anton Güder. Sager und Güder gaben dem Haus wohl seine heutige äussere Form. Im Innern lassen sie einige Räume mit bunten Ornamenten und tanzenden Paaren, von zweizeiligen Versen begleitet, ausmalen.

Das Rebgut vererbt sich dann in den Bernischen Patrizierfamilien von Büren und von Erlach weiter. Unter den von Erlach erhalten die Interieurs zuerst Grisaillenmalereien, dann bemalte Wandbespannungen. Nach den Familien von Wattenwyl und von Effinger folgen die Forer. 1810 übernimmt Franz Albrecht von Forer von Landshut (als Ehemann von Maria von Effinger) das Gut und modernisiert mehrere Räume, wovon eine originale klassizistische Handdrucktapete zeugt. Mit Sohn Emanuel Karl Albrecht von Forer stirbt das Geschlecht der von Forer aus. Er hatte das Rebgut der Tochter seiner Schwester vermacht. Mit der Vermählung von Maria Viktoria von Steiger mit Friedrich Thormann kommt der Besitz 1850 schliesslich an die Familie Thormann, die das Rebgut während 122 Jahren sorgsam betreut. Das Rebhaus wird deshalb oft auch Thormannhaus oder Thormanngut genannt.

Im Zuge des Nationalstrassenbaus muss die Familie Thormann das Rebhaus 1972 an den Kanton Bern abtreten. Im Jahre 1973 errichten Bund, Kanton Bern und die Interessengemeinschaft Bielersee die Stiftung Rebhaus Wingreis. Nach umfangreichen Restaurierungen unter der Leitung der kantonalen Denkmalpflege wird am 10. Mai 1980 das Rebhaus Wingreis der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.